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Paritätische Planungsgruppe INSOS–KMT Ost – die Zusammenarbeit ist von Vertrauen und Engagement geprägt

(fel) Die Paritätische Planungsgruppe INSOS-SVA Kontraktmanagement Ostschweiz gibt es seit mehr als zehn Jahren. Ihre Geschichte ist eng verknüpft mit dem Namen von Christoph Härter, der Ende Dezember als Geschäftsleiter der dreischiibe pensionshalber zurücktreten wird. Er trug massgeblich dazu bei, dass die Paritätische Planungsgruppe gegründet wurde, er gehörte ihr bis jetzt an und er prägte ihre Arbeit stark. 

Gegründet wurde die Paritätische Planungsgruppe im Frühling 2013 mit dem Ziel, die Zusammenarbeit zwischen den Leistungserbringern und IV/Kontraktmanagement zu verbessern und die bestehenden Leistungsangebote im Rahmen der beruflichen Eingliederungsmassnahmen weiterzuentwickeln. Ein erster Meilenstein war die Entwicklung der gemeinsamen Definitionen bzw. Produktebeschreibungen der beruflichen Eingliederungsmassnahmen, die regelmässig angepasst werden und welche seither die Basis bilden für die Verfügungen, Zielsetzungen und Umsetzung der einzelnen Massnahmen. 

AV nach eBA – einmalig in der Schweiz

Ein anderer Meilenstein war die Erarbeitung der neuen Leistung AV nach ebA (Arbeitsvermittlung nach erstmaliger beruflicher Ausbildung), mit der insbesondere eine gesteigerte Qualität der Arbeitsvermittlung und die Gewährleistung einer konstanten Begleitung erreicht werden sollten. Gegen eine Prämie von bis zu Fr. 6000.— für die Arbeitsvermittlung wird von den Dienstleistern im Kanton St. Gallen erwartet, dass sie die Versicherten im Bewerbungsprozess unterstützen, angefangen beim Erstellen der Bewerbungsunterlagen bis hin zum Vorstellungsgespräch, und dass sie nach Stellenantritt die Versicherten mit Job Coaching unterstützen, damit sie richtig Tritt fassen im Arbeitsprozess und es zu einer Festanstellung kommt. Diese Leistung ist schweizweit einmalig und hat sich mittlerweile gut etabliert. 2019, ein Jahr nach der Einführung, konnten bereits 13 AV nach EbA platziert werden. Davon haben danach mehr als die Hälfte keine Rente mehr beansprucht und konnten im ersten Arbeitsmarkt platziert werden. Im Jahr 2022 wurden 24 Massnahmen zugesprochen.

Think Tank «Leistungsentwicklung»

Im Jahr 2017 wurde im Kanton St. Gallen der Think Tank «Leistungsentwicklung» ins Leben gerufen, der zum Ziel hat, Visionen und konkrete Ideen zu entwickeln bez. Unterstützungsleistungen, welche die Integration in den ersten Arbeitsmarkt langfristig ermöglichen. Ausgehend vom derzeitigen nationalen Bildungssystem, das zwar hoch durchlässig ist, dessen Übergänge Schule-Ausbildung- Arbeit aber gleichzeitig für viele Jugendliche mit Unterstützungsbedarf eine Überforderung darstellen, wurden Ansätze entwickelt, wie die Berufsbildungen EBA und EFZ flexibilisiert und modularisiert werden könnten. 

Individualisierte Bildungswege

Im Mittelpunkt steht die Erkenntnis, dass viele Jugendliche mit Unterstützungsbedarf an den beiden Übergängen Schule-Ausbildung und Ausbildung-Arbeit mehr Zeit brauchen bzw. je andere Kompetenzen aufgebaut werden müssen, sprich individualisierte Bildungswege nötig sind. Zum einen soll deshalb die Ausbildungsdauer verlängert und zum andern sollen Ausbildungsinhalte modularisiert und in flexibler Abfolge erarbeitet, vertieft und auch wiederholt werden können. Beim Übergang Schule-Ausbildung sollen verschiedene Massnahmen die Jugendlichen mit Unterstützungsbedarf zur «Ausbildungsreife» bringen und beim Übergang Ausbildung-Arbeit dienen andere spezifische Massnahmen dazu, dass die Auszubildenden «Arbeitsmarktreife» erlangen. 

Es braucht Unterstützung auf nationaler Ebene

Eine Delegation des Think Tank konnte im Februar 2020 dem Steuergremium des Bundes-Projekts «Berufsbildung 2030» (BB 2030) das erarbeitete Modell präsentieren; und an einer schweizweiten Berufsbildungstagung von INSOS CH im September 2020 wurde das Thema zusammen mit einem Delegierten des Steuergremiums BB 2030 in einem Forum eingebracht mit dem Ziel, weitere Impulse für die Verankerung dieses Anliegens zu erhalten. «Die Rückmeldungen waren sehr gut», meint Christoph Härter. «Der Samen ist gesät. Ob unsere fundierten Inputs auch effektiv eine Wirkung haben werden, ist offen. Wir müssen uns bewusst sein, dass das Thema Modularisierung/ Flexibilisierung ein Nebenschauplatz der geplanten Reform darstellt bzw. unser Klièntele ein sehr kleines Zielpublikum darstellt. Es wäre aber durchaus möglich, das Ziel zu erreichen, wenn INSOS CH, der die EBA- und die EFZ-Ausbildungen bisher nur wenig auf dem Radar hat, Ressourcen ins Thema stecken würde.»

Neue Angebote entwickeln für spezifische Branchen

Andere Themenfelder, denen sich der Think Tank widmet, sind Fragen rund um die Persönlichkeitsentwicklung, deren Bedeutung für den beruflichen Erfolg langfristig zunehmen wird, und Fragen bez. spezifische Leistungsangebote bei psychischen Problemen am Arbeitsplatz. «Nicht nur die Jungen haben immer mehr Probleme am Arbeitsplatz. Je nach Branche – ich denke da vor allem an die Verwaltung, das Gesundheitswesen, aber auch an den Sozialbereich – sind verschiedene Altersgruppen betroffen», so Christoph Härter. «Uns beschäftigt, welche Unterstützungsleistungen in Zukunft die Integration in den ersten Arbeitsmarkt besser ermöglichen und wie wir das Handlungsfeld Integrationsmassnahmen langfristig stärker und breiter in den Fokus nehmen können für Berufsleute, die von Arbeitsplatzverlust bedroht sind.»

Kompetenzzentren Berufsfachschulen PrA

Bewegt sich der Think Tank auf einer hohen Flughöhe, geht es bei der Zusammenarbeit mit der SVA auch immer um Fragestellungen, wo unmittelbar Handlungsbedarf besteht. So haben unter Einbezug des KMT-Ostschweiz mehrere Dienstleister institutions- und kantonsübergreifend ein Konzept entwickelt, um die die schulische Bildung auf Stufe PrA gemeinsam anzubieten. Je nach Beruf besuchen die Lernenden den Unterricht im internen oder externen Kompetenzzentrum. INSOS CH hat das Konzept abgesegnet, so dass im Sommer 2024 eine Pilotphase, in der sieben Berufe abgedeckt werden, gestartet werden kann. 

Grosses Vertrauen auf beiden Seiten

Gemeinsam mit unterschiedlichen Rollen die berufliche Eingliederung voranbringen, das ist das Ziel und die Haltung der Paritätischen Planungsgruppe. «Die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren hat sich sehr bewährt», bilanziert Christoph Härter. «Die erarbeiteten Lösungen und Entwicklungen waren nur möglich, weil auf beiden Seiten das Vertrauen kontinuierlich gewachsen ist, das Engagement der involvierten Personen gross war und wir neue Aufgaben, Vorgaben und Herausforderungen immer frühzeitig angegangen sind.» 

Gemeinsamer Auftritt an der OBA 2024?

Dass sich die Zusammenarbeit INSOS-SVA bewährt, zeigt sich auch daran, dass derzeit geprüft wird, ob die beiden Organisationen in Zukunft an der OBA gemeinsam einen Stand betrieben wollen, um die Ausbildungen für Jugendliche mit Unterstützungsbedarf gemeinsam bekannter zu machen und Lehrpersonen und Angehörigen das spezifische Angebot und die besonderen Abläufe im Kontext einer IV-Massnahme näher zu bringen.